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Leitbild der Freien Hochschule Stuttgart / Lehre und Forschung

Die Freie Hochschule Stuttgart – Seminar für Waldorfpädagogik (FHS) bietet in Studiengängen mit Bachelor- und Masterabschlüssen ein Studium zum/r Klassen-, Fach- und Oberstufenlehrer*in an Waldorfschulen sowie zum/r Eurythmist*in bzw. zum/r Eurythmiepädagog*in an. Seit 1999 ist sie als wissenschaftliche Hochschule staatlich anerkannt.

Profil

Die FHS sieht sich der Freiheit von Forschung und Lehre verpflichtet und versucht, sie in allen ihren Strukturen zu verwirklichen. In diesem Kontext versteht sie sich als Hochschule mit waldorfpädagogischem Profil. Die FHS bietet ihren Studierenden und Mitarbeitenden ein Umfeld, in dem sie ihre individuellen und gesellschaftlichen Entwicklungspotenziale verwirklichen können.

Die FHS begreift sich als innovative Gemeinschaft, die mit Veränderungswillen und Gestaltungsfreude Entwicklungen in Gesellschaft, Forschung und Lehre aufgreift. Diese bildet die strukturelle und institutionelle Basis für Innovationen.

Zentrales Ziel der Hochschule ist die ganzheitliche Bildung von Lehrkräften, um sie auf die vielfältigen Anforderungen des Schulalltags vorzubereiten und sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung und Resilienz zu fördern. Auf diese Weise werden die Absolvent*innen der Hochschule befähigt, Schüler*innen auf dem Weg ihrer Entwicklung hin zu selbstbewussten, kreativen und verantwortungsbewussten Persönlichkeiten zu unterstützen.

Bildung wird verstanden als umfassender Prozess, der intellektuelle, künstlerische und sozial-emotionale Aspekte berücksichtigt und drei grundlegende Verhältnisse kultiviert: das Verhältnis zu sich selbst, das Verhältnis zur Welt und das Verhältnis zu anderen Menschen. Diese drei Dimensionen durchdringen alle Bildungsprozesse und ermöglichen es den angehenden Lehrkräften, sowohl ihre eigene Identität zu reflektieren als auch empathische und verantwortungsvolle Beziehungen zu gestalten.

Dieses Ziel wird durch eine Balance von drei Ausbildungsbereichen im Curriculum realisiert:

  1. Akademische Bildung und Forschung
  2. Künstlerische Ausbildung und Tätigkeit
  3. Praxis- und Anwendungsorientierung.

1. Akademischer Lehre und Forschung (Wissenschaft)

Als staatlich anerkannte wissenschaftliche Hochschule erachtet die FHS Grundlagen, Praxis und Weiterentwicklung der Waldorfpädagogik im Kontext der aktuellen Erziehungs- und Bildungswissenschaften als zentrale Aufgaben ihrer Forschung und Lehre. Das Studium weckt Interesse an Wissenschaft und befähigt zu eigenständigem akademischem Arbeiten.

Die Studiengänge bieten umfassendes methodisches und didaktisches Fachwissen. Neben den fachlichen Studienanteilen zielt die akademische Ausbildung darauf, zukünftige Lehrkräfte zu befähigen, Kinder und Jugendliche differenziert und fundiert in ihrer individuellen Entwicklung und in ihren pädagogischen Bedürfnissen einschätzen und fördern zu können. Daher legt die Hochschule ein besonderes Augenmerk auf die Vermittlung eines umfassenden pädagogisch-anthropologischen sowie entwicklungspsychologischen Verständnisses der kindlichen und jugendlichen Entwicklung.

Lehrkräfte sind in ihrem Engagement und ihrer Haltung gegenüber aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen prägende Vorbilder für künftige Generationen. Auf diese verantwortungsvolle Aufgabe bereitet die Hochschule ihre Studierenden im Rahmen der akademischen Forschung und Lehre vor, indem gegenwärtige gesellschaftliche Transformationsprozesse erforscht und Konsequenzen für eine zeitgemäße Pädagogik abgeleitet werden.
Die Hochschule bringt sich in den öffentlichen Diskurs ein und macht Forschungsergebnisse der akademischen Fachwelt als auch der interessierten Öffentlichkeit offen zugänglich.

Die Hochschule pflegt und erweitert internationale Forschungsnetzwerke und Partnerschaften.

Das waldorfpädagogische Profil der Hochschule zeigt sich weiterhin in der kritischen Auseinandersetzung, der zeitgemäßen Interpretation und der wissenschaftlichen und künstlerischen Erforschung der Waldorfpädagogik und der Anthroposophie. Die Hochschule versteht es als ihre besondere Aufgabe, die waldorfpädagogischen Bildungsimpulse in einem akademischen Rahmen weiterzuentwickeln.

2. Kunst in der Lehrerbildung

Das breite künstlerische Angebot stellt ein weiteres Profilmerkmal der Hochschule dar.

In den künstlerischen Studienangeboten qualifiziert das Studium zu freier und selbstständiger künstlerischer Tätigkeit.

Darüber hinaus versteht die Hochschule künstlerisches Tätigsein als Schlüssel zu einer Haltung, die Beziehungen als lebendige und schöpferische Prozesse begreift.

Wie in der Kunst ist auch in der Pädagogik jede Begegnung einzigartig, nicht planbar und nicht wiederholbar – sie erfordert Offenheit, Präsenz und Gestaltungswillen.

Durch künstlerische Praxis werden angehende Lehrkräfte in Bezug auf Selbsterkenntnis und den Respekt vor der Individualität jedes Einzelnen geschult. Dies befähigt sie, die Einzigartigkeit eines jeden Kindes und Jugendlichen zu erkennen und fördernd darauf zu antworten. In diesem Sinne können künstlerische Tätigkeiten auch die Wahrnehmung und Gestaltung sozialer und pädagogischer Prozesse anregen.

3. Praxis- und Anwendungsorientierung

Das dritte zentrale Merkmal der Lehrerbildung an der FHS besteht in der Praxis- und Anwendungsorientierung. Ziel ist ein nachhaltiges Lernen durch die Verknüpfung von Theorie und Praxis sowie der Bildung einer Brücke zur Praxis, um den Einstieg in den Beruf zu erleichtern.

Ins Studium integrierte Praxiseinheiten bzw. praxisbegleitende Studienformate ermöglichen Studierenden, das Gelernte direkt in der Praxis zu erproben, sich selbst in der Begegnung mit Kindern und Jugendlichen zu erleben und Erfahrungen im Rahmen von Hochschulveranstaltungen zu reflektieren.

Wir arbeiten mit Schulen zusammen, um die Qualität der Lehrerbildung ständig an die aktuelle Schulrealität und aktuelle Erfordernisse anzupassen, indem wir Gastdozenten einsetzen, Mentorenprogramme und -konferenzen organisieren, Evaluation durchführen, Fortbildungen anbieten sowie Austausch und gegenseitigen Dialog fördern.

Individualität, Gemeinschaft und soziale Verantwortung

Die Hochschule bietet allen Mitwirkenden attraktive Studien- und Arbeitsplätze sowie Raum zur individuellen Entfaltung, ungeachtet ihrer ethnischen, nationalen und sozialen Herkunft, ihrer Weltanschauung und Religion, ihres Geschlechtes, ihrer sexuellen Identität und Orientierung, ihrer Behinderung und ihres Alters.

Wir fördern einen wertschätzenden und vertrauensbildenden Umgang, in dem Respekt, Empathie und gegenseitige Unterstützung gelebt werden. Unsere Hochschule ist eine lebendige Gemeinschaft, in der die Studierenden Verantwortung für sich selbst, füreinander und für die Welt um sie herum übernehmen und entsprechend in der Hochschulgemeinschaft beitragen.

In einer immer diverser werdenden Lebensrealität bietet die FHS den Studierenden sozial verträgliche, inklusive Zugänge und Studieninhalte. Es besteht fortlaufend ein Gleichgewicht zwischen individueller Förderung und strukturiertem Kompetenzerwerb.

Im Sinne gelebter Vielfalt integriert die Hochschule interkulturelle Perspektiven in alle fachlichen und organisatorischen Prozesse.

Organisation

Die Hochschule versteht sich als lernende Organisation, in der pädagogische Grundsätze nicht nur gelehrt, sondern auch gelebt werden. Sie wird nach den Prinzipien der Selbstorganisation verwaltet und gestaltet ihre Strukturen so, dass Freiheit, Mitverantwortung und Beteiligung auf allen Ebenen möglich werden. Dadurch entstehen Räume für Eigeninitiative, Innovation und gemeinsames Wachstum.

Entscheidungen treffen wir transparent und partizipativ. Durch regelmäßige Evaluationen stellen wir sicher, dass alle Hochschulangehörigen vertrauensvoll zusammenarbeiten. Studium, Lehre und Umfeld entwickeln wir kontinuierlich weiter – unter besonderer Berücksichtigung von Integration, Inklusion und Gesundheitsförderung.

Stuttgart, Juni 2025