Auf dem Weg zu sich selbst: Die "Winterreise" von Schubert als Masterarbeit
"Am Anfang war es einfach eine Utopie. Und dann habe ich mir überlegt: Ich lerne einfach ein Lied nach dem anderen", erzählt Julian Claus, angehender Klassenlehrer mit Nebenfach Musik, heute schmunzelnd. Ein Konzertabend als künstlerischer Teil der Masterarbeit: Mit der "Winterreise" von Franz Schubert, stimmlich hoch anspruchsvoll und auswendig vorgetragen, begeisterte Julian Claus sein Publikum im voll besetzten Saal, begleitet von Dozentin Katharina del Bagno am Flügel.
"Es war ein Weg zu mir selber", sagt der Master-Student, der neben dem Studium Gesangsunterricht nimmt. "Und jetzt bin ich soweit, jetzt kann ich auch anderen etwas beibringen."
24 Lieder vereinigt die "Winterreise", die Franz Schubert nach den Texten von Wilhelm Müller kurz vor seinem Tod komponierte. Analogien durch äußere Bilder, die innere Seelenzustände beschreiben – "indem man diese Seelenräume gestaltet, lernt man, mit ihnen umzugehen und ihnen nicht ausgeliefert zu sein", führte Prof. Dr. Stephan Ronner in seiner kleinen Einführung zu diesem Konzertabend aus. Für Julian Claus wurde im Laufe der Vorbereitung immer deutlicher: "Wie schaffe ich es, eine Haltung in meinen Vortrag zu legen, die dem Zuhörer alle Freiheit lässt? Die Musik soll die Resonanz erzeugen. Ich stelle mir vor, ich wäre eine Art von Medium, durch dass die Musik hindurch fließen kann".
"Erziehung zur Freiheit" ist das kurz zusammengefasste Motto der Waldorfpädagogik, die Herausforderung für jede Lehrerpersönlichkeit. "Musik ist für mich ein grundlegendes Entwicklungsinstrument in der Pädagogik", sagt Claus. Und so darf man gespannt sein auf den theoretischen Teil dieser Masterarbeit!
