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Die Waldorf-Hochschule im Online-Modus

Die Waldorf-Hochschule im Online-Modus

Sie schicken Videos und Texte, Fotos und Zeichnungen. Mit allen Mitteln bemühen sich die Dozent*innen der Hochschule, den Unterricht online im täglichen Livechat aufrechtzuerhalten. 

Die Corona-Pandemie hat auch unseren Alltag grundlegend verändert.Viele direkte soziale Kontakte fehlen und das Leben ist in kürzester Zeit so digital geworden wie nie zuvor. Auch Lernen und Lehren sind momentan ohne digitale Medien kaum denkbar. "Was sind die Qualitäten, die in dieser Zeit wirklich gebraucht werden? Wie können wir in Beziehung miteinander bleiben? Gerade wir als Waldorfpädagoginnen und –pädagogen sind hier vor allem gefragt. Denn Waldorfpädagogik bedeutet, sich auf alle Umstände einlassen zu können", sagt Prof. Sabine Eberleh, Dozentin für Sprachgestaltung und Kursbetreuerin des ersten Bachelorjahres. "Die Studierenden sind für unsere Betreuung und Begleitung sehr dankbar", stellt sie täglich fest. Und werden selber kreativ: Wer keinen eigenen PC besitzt, meldet sich per Handy. Wer auf dem Land Probleme mit der Internetverbindung hat, bittet die Nachbarin um WLAN-Beistand.

Handarbeitsunterricht per Internet – Dozentin Isabel Lenschow hat ihre derzeitige Epoche "Weben" komplett umgestellt. Denn die großen Webstühle im Atelier der Hochschule stehen verwaist in diesen Tagen. Gewebt wird jetzt auf Handrahmen in Heimarbeit. "Ausgerechnet Weben ist  die arbeitsintensivste Epoche in unserem Fachjahr, denn es ist ein sehr komplexes Handwerk mit sehr vielen Arbeitsschritten", erzählt Lenschow. "Ich dokumentiere jeden Handgriff elektronisch. Das dauert natürlich Stunden um Stunden. Jetzt weiß ich Live-Unterricht umso mehr zu schätzen", lacht sie. Und freut sich über die schönen Ergebnisse ihrer fleißigen Studierenden, die sie per Foto zugeschickt bekommt. 

Wie unersetzbar das analoge Lernen letztlich ist, damit setzt sich ihr Kollege Prof. Dr. Edwin Hübner, der Leiter des von Tessin-Lehrstuhls für Medienpädagogik, schon sehr lange auseinander. Er bringt viel Erfahrung und Begeisterung für Digitalität mit - aber als Waldorfpädagoge vor allem auch viel Sensibilität für die unterschiedlichen Qualitäten der analogen und der digitalen Welt. "Ein reales Experiment kann ich in meiner derzeitigen Epoche für Physikdidaktik nicht ersetzen. Natürlich schicke ich Videos. Aber als zukünftiger Lehrer, als künftige Lehrerin muss ich das Experiment selber in den Fingern gehabt haben, ich muss die Erfahrung selber gemacht und nicht nur gesehen haben. Und so habe ich meinem Kurs versprochen, dass wir uns nach dieser schwierigen Zeit noch einmal treffen und alle Experimente gemeinsam live nachholen!"