Eltern-Kind-Corona: Ergebnisse einer Umfrage an Waldorfschulen
Wie ging es Waldorfeltern und ihren Kindern in der dritten Welle der Pandemie? Danach fragte die kürzlich veröffentlichte Studie "Lessons Learned – Die Auswirkungen der dritten Welle der COVID-19-Pandemie auf den Unterstützungsbedarf deutscher Waldorfeltern und ihre Einschätzung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität ihrer Kinder: Eine Querschnitts-Online-Umfrage", auch ElKiCor, im Peer-Review-Verfahren.
Dr. med. Jan Vagedes, der Leiter der Studie, Chefarzt für Kinder- und Jugendmedizin an der Filderklinik, wissenschaftlicher Leite des ARCIM-Institutes und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Tübingen, präsentierte die Ergebnisse jetzt im Rahmen der Ringvorlesungsreihe und schloss damit den Themenreigen unter dem Motto "Gute Schule macht gesund – was Kinder jetzt brauchen" ab. Die Corona-Pandemie und ihre Folgen für die Kinder und Jugendlichen beschäftigen nach wie vor die Schulen und die Arztpraxen. Eine grundlegende Analyse kann also hilfreich sein, wenn es um die Entwicklung konkreter Maßnahmen geht.
Die Studie ElKiCor entstand unter der Leitung von Dr. Jan Vagedes in Zusammenarbeit mit Dr. Karin Michael und Prof. Dr. Tomáš Zdražil vom von Tessin-Zentrum für Gesundheit und Pädagogik an der Freien Hochschule Stuttgart. Beratende Unterstützung gab es dabei u.a. von Prof. Dr. Ulrike Ravens-Sieberer (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf), der Autorin der wegweisenden COPSY-Studie.
"Pädagogik und Gesundheit – das sind zwei Hände, die zusammengehören", machte Vagedes zum Einstieg seines Vortrages deutlich. Und so war die Idee zu dieser Studie an einem runden Tisch in der Corona-Zeit entstanden, zu dem die Freie Hochschule Mediziner*innen und Pädagog*innen gemeinsam eingeladen hatte. "Kurz vor den Sommerferien 2022 wollten wir dann die Umfrage in den Waldorfschulen unbedingt noch durchführen, damit die Antworten frisch und nicht durch Ferienerlebnisse beeinflusst wären", unterstrich Vagedes und erklärte damit die zwar repräsentative, aber angesichts vieler Schulen nicht sehr große Rückmeldequote. 431 Eltern von 511 Waldorfschülern im Alter von 7 bis 17 Jahren beteiligten sich; von der Schüler*innendirektbefragung konnten nur 35 Fragebögen ausgewertet werden.
Die Fragen der Studie betrafen u.a. den Tagesrhythmus der Familien, die Unterrichtsart und –teilnahme der Kinder und Jugendlichen, die Frage nach der Einschätzung der Effektivität von Schulunterricht, der im Lockdown nicht in Präsenz abgehalten werden konnte. Natürlich wurden auch die jeweiligen Wohn- und Arbeitsbedingungen abgefragt und flossen bei der Bewertung der Antworten mit ein.
Unter Waldorfeltern, die Unterstützung brauchten, waren die am häufigsten angegebenen Probleme mit Unterstützungsbedarf der Umgang mit schulischen Anforderungen, der Umgang mit den Emotionen und Stimmungen ihres Kindes und der Umgang mit dem Verhalten ihres Kindes. Auf die Frage, wie oder von wem sie gerne Unterstützung erhalten würden, nannten Waldorfeltern am häufigsten Schule und Lehrer (65,6 %), persönliche Treffen mit einem Experten (47,7 %) und Freunde und Familie (37,6%). Ein erstaunliches Ergebnis? Waldorfeltern sind der Schule ihrer Kinder i.d.R. sehr viel mehr verbunden als an rein staatlichen Schulformen, das war auch die Einschätzung der Studierenden aus dem Publikum an diesem Vormittag. Von daher fanden sie es nicht verwunderlich, dass sich die Familien direkte Unterstützung von den Lehrkräften auch in innerfamiliären Zusammenhängen wünschten.
Und was steht heute an, nachdem die Pandemie inzwischen offiziell für beendet erklärt wurde? "Selbstwirksamkeit und individuelle Aufbaukräfte stärken, das ist nach wie vor aktueller denn je und hier hat vor allem die Waldorfpädagogik und mit ihren therapeutischen Konzepten auch die anthroposophisch orientierte Medizin ein großes Know how", unterstrich Vagedes.
In einem letzten Teil der Studie werden jetzt die Ergebnisse der sogenannten offenen Fragen ausgewertet, bei denen die Teilnehmenden der Studie ausführlicher und offener antworten konnten. Hier darf man sich sicherlich noch auf einige spannende Ergebnisse freuen!
Die Publikation mit dem Titel "Lessons Learned – The Impact of the Third Wave of the COVID-19 Pandemic on German Waldorf Parents’ Support Needs and Their Rating of Children’s Health-Related Quality of Life: A Cross-Sectional Online Survey" erschien im International Journal of Environmental Research and Public Health im März 2023.