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Handwerk und Kunst. Kunsthandwerk? Die Kunst und die Handarbeit

Eine Herausforderung: Die Kunstepoche im Fachjahr Handarbeit

Wer fragt hier nach Nützlichkeit? In einer Vernissage präsentierte das Fachjahr Handarbeit die Ergebnisse seiner Kunstepoche.

Wenn Prof. Andreas Reichel zur Kunstepoche des Fachjahres Handarbeit kommt, ist die Frage nach der Nützlichkeit der Arbeitsergebnisse passé. "Illustration" war das Thema, und der Fantasie schier keine Grenzen gesetzt - "einfach die Intuition beim Schlawittchen packen", unterstrich er. Eine Herausforderung für die Disziplin der Handarbeit, für die Maß und Plan eigentlich Priorität hat. Jetzt präsentierten die Handarbeiterinnen (ja, liebe Männer, ihr fehlt…) ihre rein künstlerischen Kunstwerke, bei deren Entstehung sie ihrer Kreativität mal so richtig freien Lauf lassen konnten.

Die Grundlage für jedes der Werke in dieser Vernissage, die auch das gesamte Treppenhaus in der Libanonstrasse mit einbezog, war jeweils eine Geschichte. Hier ein Märchen auszuwählen, lag natürlich bei angehenden Klassenlehrerinnen, die Handarbeit als Zusatzfach studieren, nahe. Arbeitsauftrag war es jetzt, den Inhalt verdichtet und plakativ zusammenzufassen. 

Dicke Schneeflocken begrüßten die Besucher im Treppenhaus. Ihnen zu Füßen lag Pechmarie, eine hübsch und akkurat genähte Puppe, in einer Lake aus schwarzem Lack.
Und wie kommt der Wolf ins Brot? Im Märchen versucht er, seine Tatze durch Teig zu tarnen. Jetzt steckte die zusammen mit allen Ziegenbeinen der sieben Geißlein in einem Brot.
Der "corpus delicti" aus dem Roman von Juli Zeh war auf weißen Stoff genäht. "Wann lebt man und wann existiert man lediglich? Dieser Unterschied hat mich beschäftigt", erläuterte Emilia ihre Installation. 
Nützlich sind den Handarbeiterinnen alle ihre Gewerke natürlich, wenn es um die Umsetzung der Illustrationen geht. Da wurde genäht und gestickt, ein ganzes Buch gefilzt. Und dann ist es auch schon vorbei mit dem Gedanken an die Brauchbarkeit dessen, was daraus entsteht. "Ohne ein Ziel zu haben, einfach frei zu arbeiten, das ist gar nicht so einfach", schmunzelte Hannah.
"Die Studentinnen lernen, ihren Fingern zu vertrauen. Joseph Beuys sagte: Ich denke mit dem Knie", lächelt Andreas Reichel.