Hörwege entdecken mit Reinhild Brass
"Sie hat ihr Ohr an die Kinder gelegt", so begrüßte Katharina del Bagno, Dozentin für Musik an der Freien Hochschule Stuttgart, Reinhild Brass in der pädagogischen Konferenz des Kollegiums, zu der diesmal auch Studierende mit eingeladen waren. "Hörwege entdecken – Musikunterricht als Audiopädie" ist der alles besagende Titel ihres Buches. Reinhild Brass hat ein Konzept für den Unterricht entwickelt, bestechend naheliegend und schlicht, das, wie sie es selber nennt, eine Vertiefung der Waldorfpädagogik darstellt. "Das Hören führt uns zu uns selber. Wir hören mit dem ganzen Körper, das Ohr ist das Reflexionsorgan", führte sie aus. Die Audiopädie möchte die Ohren öffnen.
Mit ein paar einfachen Demonstrationen machte Reinhild Brass an diesem Abend deutlich, wie dies gelingen kann. Lauschen heißt das Zauberwort. Der Klang von bronzenen Zimbeln zum Beispiel, wie verbreitet er sich im Raum? Wo endet er? "Bronze erzeugt einen besonders warmen Klang, der einen Ton in sich trägt. Er hüllt uns ein", führte Brass aus.
Am Institut für Waldorfpädagogik in Witten Annen richtete Brass Hörräume ein. Hier bietet sie eine spezielle Ausbildung in Audiopädie an. "Die Audiopädie vermittelt musikalische Basiskompetenz", so formuliert es Prof. Stephan Ronner von der Freien Hochschule Stuttgart. Doch letztlich geht es nicht nur um Musik. Es geht um die Ausbildung des ganzen Menschen. "Das Hören weckt Bewusstsein", sagt Reinhild Brass. "Schon das kleine Kind im Mutterleib nimmt Stimmen und Geräusche wahr und baut an ihnen sein Urvertrauen zum Leben auf", unterstrich Brass. Humorvoll führte sie ihr Publikum in ihrem Vortrag in die Welt des Hörens – vom Geräusch über den Klang zum Ton. In ihren Büchern finden sich letztlich viele Beispiele, die als Anregung dienen, selber in pädagogischen Zusammenhängen kreativ zu werden, um das Hören zu schulen. Hörspiele und Kreisspiele, das Weniger, das mehr ist – "Kinder wollen von sich aus zuhören", unterstrich sie.