Klassentreffen nach 40 Jahren
40 Jahre – das war ein Anlass, sich nach insgesamt 25 Jahren zum zweiten Mal zu einem Ehemaligentreffen mit den alten Kommilitonen und Kommilitoninnen aus einem damaligen Kurs zusammenzufinden. "Wir haben hier eine tief fundierte menschenkundliche Ausbildung erfahren, von deren Niveau ich mein ganzes Berufsleben profitieren konnte", unterstrich Christine Krauch, insgesamt 39 Jahre als Waldorflehrerin tätig, zuletzt an der Freien Waldorfschule Kräherwald. 15 der damals insgesamt 40 Kursteilnehmer*innen waren jetzt nach Stuttgart angereist, um die Gelegenheit wahrzunehmen, nochmal auf den alten Spuren zu wandeln. Manche von ihnen zog es nach der Ausbildung weit weg in die internationale Schulgemeinschaft – aus Frankreich, der Schweiz und Norwegen waren Ehemalige gekommen.
Doch längst nicht nur der Blick auf die eigene Vergangenheit beschäftigte die Stuttgarter Alumnis. "Hier wurde Anthroposophie für uns lebensecht. Das konnten wir an unsere Schulen tragen. Waldorfpädagogik ist ja nicht klischeehaft "rosa-lila-blassblau" ", schmunzelte Gisela Kohls aus Hamburg. Dabei sahen sie alle kritisch auf die Belastungen, unter denen junge Lehrer*innen heute in einer komplex gewordenen Schul- und Erziehungslandschaft stehen. Doch gerade der persönliche, innere Schulungsweg, den Rudolf Steiner mit der Schulgründung auf der Uhlandshöhe einst angeregt hat, sei es, der auch heute noch viel Kraft geben könnte. "Es geht um die eigene, innere Substanzbildung", sagte Hans Wunsch, der auch lange als Mentor für Waldorfschulen tätig war, um junge Kolleg*innen in ihrer Einarbeitung zu begleiten.
Mit Sorge sahen sie auf die heutige Selbstverwaltung der Waldorfschulen. "Für mich war die Schule ein Lebensraum, den ich auch gerne über meinen Unterricht hinaus mit gestaltet habe", betonte Angela Wiedmann aus Hamburg. Die Bedeutung der sozialen Dreigliederung sei gerade heute eigentlich wieder aktueller und notwendiger denn je, wo politische und wirtschaftliche Einflüsse die Schullandschaft bestimmen. Und so wünschte man den angehenden jungen Kolleg*innen, dass sie den Blick für das Ganze einer Schulgemeinschaft letztlich durch die fundierte Basis ihres Studiums gewinnen und schätzen lernen können.