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The God of Carnage

Das Theaterprojekt des Fachjahres Englisch ist alljährlich sein Höhepunkt: pure Spielfreude - was für ein Sprachbad und Genuss für sein Publikum!

Dieses Stück schien ihnen auf den Leib geschrieben: zwei Studentinnen und zwei Studenten ergeben zwei Ehepaare. Ehepaare, die sich treffen, weil der eine Sohn dem anderen im Streit zwei Zähne ausgeschlagen hat. Und das Gespräch, das gesittet beginnt, gerät mehr und mehr aus dem Ruder. Mehr und mehr wird der Konflikt der Kinder zum Spiegel aller eigenen Probleme und der gesellschaftlichen Unterschiede der beiden Ehepaare. Die eleganten Masken des Wohlstandes fallen. "Der Gott des Gemetzels", wie das ursprünglich 2006 erschienene französische Theaterstück von Yasmina Reza in deutscher Übersetzung heißt, gilt nach wie vor als eines der erfolgreichsten der letzten Jahrzehnte. 

Dieser Plot lebt von Tempo und Intensität. Was eignet sich besser zum kompletten Eintauchen in die fremde Sprache? Regisseur und Dozent Norman Skillen kitzelt auch noch das Letzte aus seinen Protagonisten und Protagonistinnen heraus. "However, after opening up to the role, I found that some outburst scenes were actually fun to do", lacht Mira.

Das Theaterprojekt gehört neben dem langen Auslandsaufenthalt zu den Höhepunkten des Fachjahres Englisch, das, wie auch in den anderen fünf angebotenen Fachjahren, dazu dient, im zweiten Studienjahr ganz und gar in die Materie des künftigen Zusatzfaches einzutauchen. Ein Crashkurs in Fachlichkeit. Ein enorm intensives Jahr. Hier geht es noch nicht um die spätere Didaktik für den Beruf der Lehrerin oder des Lehrers, sondern um die reine Fachlichkeit, die die grundständig Studierenden erwerben sollen. Als sogenannte Fachstudienjahre kann man eines der sechs angebotenen Fachjahre auch solo studieren und mit den gesammelten Creditpoints den eigenen Studien-Rucksack füllen, ehe die endgültige Entscheidung über den künftigen Beruf fällt. 

Das Publikum an diesen drei Abenden der Aufführungen ergötzte sich an seiner Rolle der Voyeure in der intimen Atmosphäre des kleinen Kammertheaterraumes in der Heubergstraße. Die beiden Paare ergingen sich vor seinen Augen und Ohren in einem eskalierenden Streit, wobei die Koalitionen paarübergreifend wechselten. Einzig Protagonist Alain, der skrupellose Anwalt alias Lucas, fühlt sich letztlich in seiner Weltanschauung bestätigt. Er habe immer an den Gott des Gemetzels geglaubt.

"Well, if this is what people working in "wealth management" are like, I´m very glad I decided to become a Waldorf teacher", sagt Zoe.