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Wissenschaftliche Tagung zur Waldorfpädagogik: Breite Perspektiven im akademischen Diskurs

Unter dem Titel "Der aktuelle Diskurs um die Waldorfpädagogik. Eine kritische Bestandsaufnahme" fand am 16. Mai 2025 im Linden-Museum Stuttgart eine wissenschaftliche Tagung der Freien Hochschule Stuttgart statt. Ziel der Veranstaltung war es, zentrale Forschungsfragen zur Waldorfpädagogik in einem pluralen, wissenschaftlich fundierten Rahmen zu diskutieren.

Wissenschaftlich Tagung zur Waldorfpädagogik an der Freien Hochschule Stuttgart

v.l.: Prof. Dr. André Bleicher, Ann-Kathrin Hoffmann, Dr. Ansgar Martins, Prof. Dr. Jost Schieren, Prof. i.R. Dr. Christian Rittelmeyer, Prof. Dr. Peter Lutzker, Prof. Dr. Helmut Zander, Prof. Dr. Thomas Damberger

Das Symposium versammelte Vertreter verschiedener akademischer Fachrichtungen – darunter Religionswissenschaft, Erziehungswissenschaft und Philosophie. Eingeladen waren sowohl Wissenschaftler, die sich in ihren Arbeiten kritisch mit der Entwicklung und den Grundlagen der Waldorfpädagogik auseinandersetzen – wie der Theologe Prof. Dr. Dr. Helmut Zander, der Religionsphilosoph und -soziologe Dr. Ansgar Martins sowie die Erziehungswissenschaftlerin Ann-Kathrin Hoffmann – als auch Fachvertreter, die sich aus bildungswissenschaftlicher Perspektive mit den Potenzialen alternativ geprägter pädagogischer Konzepte befassen, darunter Prof. Dr. Jost Schieren (Alanus Hochschule Alfter bei Bonn), Prof. Dr. Peter Lutzker und Prof. Dr. Thomas Damberger (beide Freie Hochschule Stuttgart). 

Prof. i. R. Dr. Christian Rittelmeyer bereicherte das Programm in Vertretung von Prof. Dr. Heiner Ullrich, der aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen konnte. Die Moderation des Tages übernahm Dr. André Bleicher, Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Biberach.

Im Zentrum der Diskussion standen grundlegende Fragen nach dem Verhältnis zwischen Anthroposophie und Wissenschaft, nach erkenntnistheoretischen Spannungen zwischen empirischer Forschung und pädagogischen Konzepten mit ideengeschichtlichem Hintergrund sowie nach dem Platz der Waldorfpädagogik in der gegenwärtigen Bildungslandschaft.

Während Helmut Zander auf strukturelle Herausforderungen im Umgang mit nicht-diskursiven Wissensformen verwies, betonte Ansgar Martins den gesellschaftlichen Bedeutungsverlust religiös-kultureller Bildungstraditionen. Ann-Kathrin Hoffmann hinterfragte empirisch den argumentativen Rückgriff auf die über hundertjährige Praxisgeschichte der Waldorfpädagogik.

Demgegenüber stellten Peter Lutzker und Thomas Damberger Perspektiven vor, die die Bedeutung der geisteswissenschaftlich fundierten Menschenkunde für eine plural ausgerichtete anthropologische Pädagogik hervorhoben. Jost Schieren argumentierte, dass sich die Waldorfpädagogik auf der Grundlage einer phänomenologischen Erkenntnismethode begründen lasse. Diese Methode, so Schieren, orientiere sich an Goethes Naturauffassung sowie an idealistischen Denkern wie Fichte und Novalis und ermögliche eine wissenschaftlich verantwortbare Erschließung sowohl der Außenwelt als auch des Bewusstseins.

Die Tagung unterstrich den Anspruch der Freien Hochschule Stuttgart, den wissenschaftlichen Diskurs zur Waldorfpädagogik nicht nur zu begleiten, sondern aktiv mitzugestalten. Dabei wurde deutlich, dass die behandelten Fragen weit über den pädagogischen Rahmen hinausreichen und auch zentrale gesellschaftliche und bildungspolitisch relevante Diskurse berühren.

Ein Sammelband mit ausgewählten Beiträgen der Tagung erscheint voraussichtlich im Herbst 2025 im Beltz Verlag.