Die Chronik zum Schulgeburtstag
Drei Jahre intensive Arbeit stecken in diesem Buch. Allein 25 Seiten umfassen die Literaturangaben. Mehr als 250 historische Fotos illustrieren dieses umfassende Werk. "Mit dem Projekt der Pädagogischen Forschungsstelle im Bund der Waldorfschulen, die Lehrerkonferenzen der ersten Jahre von Rudolf Steiner neu herausgeben zu wollen, wurde deutlich, dass man sie sich auch in ihrem geschichtlichen Kontext erschließen können muss", erzählt Prof. Zdražil. "Die historischen Bilder der ersten Waldorfschule darf man nicht nur als vergangene Geschichte auffassen, sondern man kann sie vor allem als "Kleid" für die grundlegenden Gedanken und Ansätze der Waldorfpädagogik verstehen", schreibt er in seinem Vorwort.
Während Prof. Dr. Christof Wiechert zusammen mit Andrea Leubin in Dornach die Neuherausgabe der Konferenzen von Rudolf Steiner mit den Lehrern vorbereitete, recherchierte Prof. Zdražil vor allem vor Ort in Stuttgart die Quellen rund um die Schulgründung. Und förderte durchaus auch Erstaunliches zu Tage. So konnte jetzt aufgezeigt werden, dass die aufkommenden Nationalsozialisten mit Eckhard Dietrich als Hitlers Ideengeber diese neue, freie Schule von Anfang an unter negativer Beobachtung hatten.
Wie konnten sich Steiners grundlegende Ideen unter den konkreten Alltagsbedingungen der Schule entwickeln? Das Bildungswesen in Stuttgart wird in diesem Buch genauso dargestellt wie die Persönlichkeiten, die das Schulleben prägten. "Vor allem die Bedeutung der Arbeit von Karl Stockmeyer als dem Schulverwalter neben dem Schulleiter Rudolf Steiner wird jetzt sehr viel deutlicher", beschreibt Zdražil. Denn die Schule wuchs rasant, die Finanzen und die Räumlichkeiten wurden knapp.
"Freie Waldorfschule in Stuttgart 1919 – 1925. Rudolf Steiner – das Kollegium – die Pädagogik", erschienen in der edition waldorf, ist mehr als ein spannendes Stück Zeitgeschichte. Diese Dokumentation zum 100. Geburtstag der Waldorfpädagogik möchte auch in die Zukunft weisen. "Vielleicht lassen sich durch den Blick auf die Anfänge falsche Legendenbildungen, unbegründete Folklore und Gewohnheiten, Verkrustungen und Verformungen in der weiteren Entwicklung aufdecken", heißt es im Vorwort.