"Studierende helfen Waldorfschulen": Ein win-win Projekt
In einem guten Jahr wird er mit Abschluss seines Masters selber als Waldorflehrer an eine Schule gehen. Jetzt ist er Teilnehmer des Projektes "Studierende helfen Waldorfschulen", mit dem die Freie Hochschule Stuttgart eine Schulkooperation in Corona-Zeiten ins Leben gerufen hat. So kann Kerstin Ulmer, Lehrerin an der Michael Bauer Schule, einer Waldorfschule in Stuttgart, die Klasse 7c, deren eine Hälfte heute zum Präsenzunterricht vor Ort erscheinen durfte, in zwei Gruppen aufteilen. Und alle Sicherheitsabstände, die die Corona-Pandemie erfordert, gewährleisten.
Seit Mitte März sind Schüler und Schülerinnen wie auch Studierende auf Homeschooling und Online-Unterricht angewiesen. Erst langsam läuft der Betrieb an den Schulen wieder an, wobei zahlreiche Einschränkungen berücksichtigt werden müssen. Es steht eine Zeit an, in der das Unterrichten nur in kleineren Gruppen erlaubt ist, was einerseits die Kapazitäten der Lehrenden zu sprengen droht, es andererseits einem immer noch erheblich großem Teil der Schüler*innen unmöglich macht, am Unterricht teilzunehmen. So entstand die Idee, aus der Not eine Tugend zu machen. Eine win-win Situation für alle: Rund 30 Studierende sind seit den Osterferien im punktuellen Einsatz an verschiedenen Waldorfschulen.
"Die Corona-Zeit traf an unserer Hochschule die Zeit des Praktikums. Drei Wochen wären die Studierenden nach den Osterferien an Waldorfschulen im ganzen Land gewesen. Unser gesamtes Studium ist sehr praxisorientiert. Auch wenn das Praktikum natürlich unter ganz anderen Umständen, unter anderen Rahmenbedingungen stattgefunden hätte - unser Projekt kann eine sehr schöne, praktische Ergänzung zu unserem online-Unterricht sein. Die Studierenden waren nun hautnah dabei in der Praxis dieser Ausnahmesituation und konnten erleben, welche besonderen, außergewöhnlichen Situationen auch im Schulalltag entstehen können", sagt Prof. Dr. Tomáš Zdražil .
Ellen und Louis freuen sich, dass Franz Friedel heute wieder da ist. Louis hat zu Hause Chips aus Brennnesselblättern gemacht, die er stolz zeigt. Routiniert verteilt der angehende Klassen- und Gartenbaulehrer die Gerätschaften, zeigt, welches der Beete heute beackert werden soll. "Ich bin dankbar für jede praktische Erfahrung, die ich sammeln kann", sagt der Student. "Das Kollegium an der Schule hat uns mit offenen Armen empfangen. Ich freue mich sehr, dass ich helfen kann. Diese intensive Unterrichtssituation ist auch für mich eine spannende Erfahrung", betont auch sein Kommilitone Max Reschke. Max Reschke betreute und begleitete bis zu den Pfingstferien an zwei Tagen in der Woche eine Förderschülerin der siebten Klasse an der inklusiv arbeitenden Michael Bauer Schule. "Es ging nicht nur um Deutsch, Mathe und Englisch. Gerade bei Schülern und Schülerinnen mit Förderbedarf wird deutlich, wie wichtig die Unterstützung ist, Zeit sinnvoll zu gestalten, an einer Arbeit dran zu bleiben", das fiel dem angehenden Waldorflehrer schon bei seinem ersten Unterrichtsbesuch auf. "Der Gesprächsbedarf nach so vielen Wochen war sehr groß", erzählt er.
"Wir waren und sind auch noch in großer Not in dieser Corona Zeit. Die jungen Leute, die von der Hochschule zu uns gekommen sind, sind total offen, sie sind einfach in diese Situation hinein geschlüpft. Sie haben zu den Kindern ein Verhältnis aufgebaut. Und dieses Verhältnis ist ja die Grundlage von allem Lernen. Das haben die Studierenden wunderbar gemacht, sie sind mit großer Offenheit, mit Mut auf eine vollkommen unbekannte Situation zugegangen. Das ist für uns eine große Entlastung, es ist wunderbar", unterstreicht Marianne Esger-Kraft, Lehrerin an der Michael Bauer Schule.